Bei einer Recherche fiel mir zufälligerweise als Suchtreffer ein von Google gescanntes Buch aus der österreichischen Staatsbibliothek aus dem Jahre 1831 von Johann Grafen Mailáth auf: "Geschichte der M a g y a r e n". Und zwar der fünfte Band. Hier geht es um nichts Geringeres, als um die geschichtliche Einordnung des ungarischen Volkes. Eine sehr interessante Geschichte, die allein zu lesen sich lohnt. Für mich allerdings waren einige Passagen unsere Herkunft und unseren Namen betreffend besonders interessant:
Seite 142 ff (PDF)
Die Jaszen , als
magyarisch redende Nazion und Pfeilschützen
Peter Horváth, der gelehrte Mann, der übrigens grossen Dank von uns verdient, hat unter unsern ungrischen Schriftstellern klar ausgesprochen , dass die
alten Jazyger ein slavisch redendes Volk waren. So schreibt nämlich der geistreiche Oberbeamte der Jászen: »Atque hi (Cumani) sunt hodicrnorum
Jazygum majores, qui appellationem suam non a veteribus Jazygum , Slavonum Populis , sed ab a rcuum tractandorum dexteritate traxerunt, ab Ungaris
Jászok sive Sagittarii propterea dicti,«
Das heißt: »Und diese (die Kumanen) sind der heutigen Jazyger Vorfahren, die ihren Namen nicht von den alten slavischen Jazyger- Völkern, sondern von
der geschickten Behandlung der Bogen erhalten haben, und darum von den Magyaren Jássen oder auch Pfeilschützen (Bogenschützen) genannt worden
sind.« Derselbe an einem anderen Orte: »Quive inde a voce hungarica Ijas vel mollius Jász, quae Pharetrarium signifîcat, prius Jászi, mox Jas ones
demum perperam (!) Jazyges dicti sunt,«
Das heisst: »welche von dem ungarischen Worte Ijás oder weicher Jász, welches die Bedeutung eines Bogenschützen (Pfeilschützen) hat, ehedem Jász, bald Jasonen, bald endlich irrig (!) Jazyger genannt worden. Es sei uns aber erlaubt, den sehr geehrten Landsmann darauf zu erinnern, dass, so wie der Magyar nie weder Kuman, noch Jáss (Jazyge) war, so der Jász (Jazyge), seinen Ursprung ausgenommen, nie weder Kuman, noch Unger (Magyar) gewesen, sondern immer ein von den sieben Magyaren-Völkern abgesonderter Volksstamm war. Und wie wenn die alten Jazyger auch eben so von den Bogen benannt worden, wie die heutigen Jazyger,
und dass sie eben so berühmte Pfeilschützen gewesen, als die heutigen Jaszen? Wir fragen das nicht ganz ohne Ursache. Von den alten Jazygern, die im Argonauten-Kriege zugleich mit anderen Nazionen kämpften, schreibt Cajus Valerius Flaccus:
"Et expertes canentis Jazyges aevi,
Namque ubi jam viresque aliae, notosque refutat
Arcus et inceptus, jam lancea temnit heriles,
Magnanimus mos dictus avis, haud segnia mortis
Jura pati, dextra sed carae occumbere prolis,
Ense dato : rumpuntque moras natusque parensque,
Ambo animis, ambo miseri tam fortibus actis.
Von den alten Jazygern, die in der heutigen Moldau und Wallachei um Tomisvár wohnten, schreibt der Augenzeuge Publius Ovidius Naso:
Pugnabant jaculis dum Thrace Jazyges arcu."
Das also, dass die Jaszen aus dem Lande der Magyaren von den Bogen benannt worden, vertheidigt vielmehr das, dass der Name der alten Jazyger ganz auf die heutigen Jászen passt, weil das unter das
Volk Vas (Eisen, Scythen) gerechnete alte Jazyger-Volk in griechischer Sprache sonst TOXOTAI und TOXФOРOI , die Pfeilschütz- oder Bogenschütz-Jász genannt worden.
Seiten 149 ff
Es sind auch beim Geografen von Ravenna diese Zeilen: »Decima ut hora noctis grandis Eremus et nimis spatiosa invenitur, cujus a fronte vel latere Gens
Gaz or um adscribitur, quae cremosa et antiqua dicitur Scythia.«
Das ist: „Um die zehnte Stunde der Nacht findet man eine ungeheure, weit ausgedehnte Einöde, vor oder neben welche man das Volk Gáz
versetzt, welche das wüste alte Scythien seyn soll."
Aus diesen Zeilen, und besonders aus der Lage der Einöde, werden wir gleichfalls das Volk Jász erkennen , das um den See Mäotis wohnte, nämlich: jenes
Volk Jász, von welchem, bei Erwähnung Sarmaziens, Ptolomäus schreibt: »Und neben dem Rande des ganzen Sees Mäotis die Jazygen und Ropolaner, diess
sind jene Jászen (Vás-Jászok). Wir werden nämlich an anderen Orten sehen, dass das griechische Wort nur eine wörtliche Uebersetzung des Namens
Jász ist. Dass das Volk der Scythen ein Eisenvolk bedeutet, werden wir eben auch ein ander Mal beweisen. Dieser Jászen neben dem See Mäotis erwähnt auch Stephan von Byzanz unter dem Namen
Toxii oder Toxiani in diesen seinen Zeilen: TcÇoi хоч ToÇixvot eätoq Txuçtx.ov Hçabtxvoiesso. Die Toxier und die Toxianer sind ein täurisches Volk nach dem siebenten Buche des Herodian.
Es fällt auf, dass die lateinische Schreibweise Jászok dieses Volksstammes sehr stark unserem Familiennamen gleicht. Das kann man nicht ignorieren. Es fehlt nicht viel aus Jaszok → Jaschok werden zu lassen, wenn die korrekte Aussprache in den Einwanderungsgebieten (z.B. Schlesien) nicht bekannt oder vielleicht sogar nicht gewollt war. Gerne wird von den meisten, wer es nicht besser weiß, auch heute noch aus sz in einem Namen ein sch gemacht.
Geschichtlich lässt sich auch erkennen, dass über die vielen Jahrhunderte eine westwärts Bewegung stattgefunden hat. Wie aus diesem Text vom heutigen Asowschen Meer als Teil des Volkes der Skythen um das 3 Jh. v. Chr. von den Sarmaten vertrieben in die Moldau Region (Moldau) bzw. Walachei (Rumänien) in das heutige ungarische Gebiet hinein. Dort zählten sie dann zu den sieben Stämmen der Magyaren. Ungarn gehörte später lange Zeit zum kaiserlichen Österreich, genauso wie Schlesien. Eine Wanderbewegung innerhalb des österreichischen Territoriums unter anderem nach Schlesien ist also nicht ausgeschlossen.
Seite 146
Es weiss heut zu Tage jeder Unger, ja es haben es schon vor Jahrhunderten so die vaterländischen als die auswärtigen Schriftsteller gewusst, dass in Ungern ein besonderes Volk wohnt, welches in ungrischer
Sprache in der einfachen Zahl Jász, in der vielfachen Zahl Jászok genannt wird. Dieses Volk Jász lebt unter der Herrschaft des ungrischen Königs, macht mit der ungrischen Nation eine bürgerliche Gesellschaft aus.
Interessanterweise gibt es sogar einen Wikipedia-Eintrag über die Jászok. Glücklich ist in diesem Falle wer Ungarisch kann, denn die Übersetzung ins Deutsche vom Google-Übersetzer ist aktuell eher etwas anstrengend zu lesen.
Hier erfährt man, dass die Jászok höchstwahrscheinlich ursprünglich einen nordostiranischen Dialekt sprachen und man merkt, wohin die Reise in die Vergangenheit weitergehen könnte.